Normaler Schluckakt
A.) Kauen und Vermischen der Speise mit Speichel. Das Zusammenziehen der Speisen zu einem Bolus.
Wir nehmen einen Schluck bzw. führen die Nahrung zum Mund. Kiefer und Lippen sind verschlossen, damit nichts aus dem Mund fällt. Feste Nahrung wird durch kreisende und sich öffnende und schließende Kieferbewegungen zerkaut. Die Wangenmuskeln sind angespannt. Es wird so lange gekaut, bis die Nahrung eine geeignete Beschaffenheit hat. Wie lange das dauert ist individuell.
Beim Kauen bewegt die Zunge die Nahrung auf die Beißflächen der Zähne. Die Sensibilität verhindert, dass man sich auf die Wangen, die Zunge oder die Lippen beißt. Die Nahrung wird jedoch nicht nur zerkleinert, sondern auch mit Speichel vermengt. Dadurch entsteht eine rutschfähige Masse, die leichter transportiert werden kann. Die Magensaftproduktion wird zwischenzeitlich angeregt. Die zerkaute Nahrung wird von der Zunge eingesammelt und in eine schluckfertige Portion (=Bolus) geformt.
B.) Bolusbeförderung über die Hinterzunge in den Rachen bis zur Auslösung des Schluckreflexes
Um den Bolus in den Rachen zu transportieren, legt sich zunächst die Zungenspitze an den Gaumen kurz hinter die oberen Schneidezähne und die Zungenränder heben sich etwas. Der Bolus befindet sich in der Zungenmitte in einer Art Schüssel. Durch wellenförmige Bewegungen der Zungenmitte und durch Hebung und Rückwärtsbewegungen des Zungenhinterteils wird der Bolus in Richtung Gaumenbögen transportiert. Die Schüssel bleibt die ganze Zeit über bestehen. In Höhe der Gaumenbögen kommt es zur Auslösung des Schluckreflexes.
C.) Bolusbeförderung durch den Rachen in die Speiseröhre mittels: Zungenrückwärtsbewegung, Sog durch Kehlkopf- und Zungenbeinhebung, Peristaltik der Rachenmuskulatur
Ab hier können wir die Bewegungen nicht mehr willentlich beeinflussen. Innerhalb von Sekunden wird der Bolus in den Magen befördert. Das Gaumensegel bewegt sich rachenaufwärts, verschließt die Rachenhinter-wand und somit den Durchgang vom Rachen zur Nase. Dadurch wird verhindert, dass Speichel, Nahrung, Flüssigkeit, etc. beim Schlucken in die Nase gelangt.
Die Rachenmuskeln sind fächerförmig den Rachen entlang abwärts verteilt und ziehen sich nacheinander zusammen. Dadurch wird der Bolus in einer Art Schnürwelle in Richtung Speiseröhreneingang transportiert. Gleichzeitig kommt es zum automatischen Anhalten des Atems und zum Verschluss des Kehlkopfes (=Stimmlippen, Taschenfalten, Kehldeckel).
Die Anhebung des Zungenrückens (=hinterer Abschnitt der Zunge) beim Schlucken bewirkt durch die Muskelverbindungen eine Anhebung des Zungenbein-Kehlkopf-Komplexes um ca. 6 mm nach vorne oben. Dadurch kommt es zu einer passiven Aufdehnung des M. cricopharyngeus und somit eine Öffnung des Speiseröhreneinganges. So kann der Bolus in die Speiseröhre gelangen.
D.) Bolustransport durch Speiseröhre in den Magen mittels Wellen. Dabei Öffnung und Schluss des unteren Speiseröhrenschließmuskels
Ist der Bolus komplett in der Speiseröhre, senkt sich der Kehlkopf wieder und es stellt sich beim Speiseröhreneingang wieder eine erhöhte Muskelspannung ein, so dass der obere Speiseröhreneingang verschlossen ist. Das Schließen des oberen Speiseröhreneingangsmuskels und des unteren Speiseröhrenmuskels am Mageneingang verhindert, dass Speise aus dem Magen zurückfließen und in die Atemwege gelangen kann. Der Verschluss des Kehlkopfes ist aufgehoben. Es kann wieder geatmet u/o gesprochen werden. Das Gaumensegel ist wieder gesenkt und die Atemluft kann die Nase passieren. Die Atmung über Mund und Nase ist wieder möglich.
Leidet man an einer Schluckstörung (Dysphagie), kann dieser Schluckvorgang Probleme bereiten. Die Gefahr sich zu verschlucken besteht in allen Phasen. Bei gestörtem Schluckreflex und fehlendem Hustenreflex können Essen und Trinken lebensgefährlich werden. Die richtige Konsistenz von Speisen bei einer Schluckstörung ist in diesem Fall von hoher Bedeutung. Tipps zur Ernährung bei einer Dysphagie erhalten Sie hier.